Entangled communities, 2022

eine Recherche zu eukaryotischen Strukturen und anderen Gemeinschaften

Wie lässt sich der symbiotische Charakter von Pilzen, sprich der Zusammenschluss zwischen z.B. Pilz und Baum, Pilz und Bakterie als Lehrmeister:in für Gemeinschaft betrachten? Oder als eine Metapher für Wahlsymbiose – ein Mikrokosmos von Geben und Nehmen: Kompliz:innen & Freund:innenschaften, die solidarisch in Austausch und Kommunikation miteinander leben, lieben und arbeiten? Pilze kooperieren – symbiotisch oder parasitär – mit Pflanzen, Bakterien, Tieren, dem menschlichen Körper und bringen dadurch emergente Systeme hervor: komplexe Ökosysteme, in denen sich die Symbionten gegenseitig nähren, zersetzen und verdauen. Darin sind Pilze Meister:innen der Adaption und Transformation. So haben die Hyphen und das Mycelium die Fähigkeit zu wandern, Gestein zu zersetzen oder sogenannte Fruchtkörper zu bilden, die sich – wie im Falle des Birkenporlings als Teil des Körpers tarnen, auf dem sie Leben.

Blaues Licht in wiederkehrendem Rhythmus, Spritzstöße von Wasser. Dazwischen Regalartige Flure rechts und links eines Mittelgangs.
Wir ergeben einzelne Körper, doch da ist die Intention im Raum, die zahnliche Geschwindigkeit und die guten Gedanken. Aber Pilz denkt nicht. Ich aale mich in der Zeit, ich spreche ihr gut zu, sie soll sich auf meinen Atem legen und meine Gehirnströme beruhigen.
Die Neonröhren spiegeln sich in der nassen Oberfläche des Bodens, Pilzüberreste liegen unten wie Schlachtabfälle in den Spiegelungen. Aus den hintersten Gängen tauchen Menschen auf, Arbeiter:innen.
Hyphen: langsam und mit immenser Kraft schießen sie durch Materie. Für uns, die wir schwächer sind, ist Schnelligkeit das Mittel, um Kraft aufzubauen. Warum geht Zerstörung schnell, aber reparieren ist aufwendig und nervenaufreibend?
Wie ordnen Sie die Veränderung ihrer Wahrnehmung von Zeitempfinden ein?
In der „Säuglingsstation“ ist es ruhig, trocken und warm. Die Temperatur entsteht allein durch den vielstimmigen Metabolismus der Kräuterseitlinge & Shiitake bags.
Gehört der Pilz eigentlich zur Klasse der Luxusgüter? Thorsten sagt am Ende „die Weltbevölkerung kann man mit Pilzen auf jeden Fall nicht retten“ und schenkt uns zwei proppe volle Kisten diverser Pilze.

Im Zeitraum von einer Stunde durchlaufen alle Teilnehmer*innen fünf verschiedene Stationen des Metabolismus. Verschiedene Sinne und Erfahrungsmomente werden angesprochen und eröffnet:
Sprache, Bewegung, Schreiben, Monotypieren (Drucktechnik).
Nach einer Ankommensrunde im Kreis (1.), ziehen abwechselnd Menschen eine Karte aus dem Frageset zu Pilzen und Pilzmetaphern (2.) – Gespräch und/oder Diskussion entstehen. Danach bewegen sich alle durch den Score “Fungizider Zyklus aka Radikale Langsamkeit“ (3.). In der Fruchtkörperphase (4.) werden Automatic Writing und Monotypieren angewandt und in einer abschließenden Runde, der „Ernte“ (3.), die Erfahrungen der Einzelnen im Kollektiv geteilt.

gefördert durch die #takeheart Förderung des Fonds Darstellende Künste, und unterstützt durch das flausen+ Netzwerk und Wiese

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